Wir können einfach nicht anders. Wir können nur knapp. Aber das dafür richtig. Gegen den VC Nienburg sollte endlich der erste Saisonsieg eingefahren werden. Mit zwölf Mann, dem trotz Verletzungextra angereisten Marius, Trainerfrau und etlichen Spielerfreundinnen stürmten wir die Nienburger Halle so, wie wir es immer tun: Laut, gewaltig und gewaltig selbstverliebt, wie ein Journalist uns in gegen Baden betitelt hatte.
Halle, die zuvor ein spannendes aber müdes und stimmungsarmes 3:2 der Nienburger gegen Steyerberg gesehen hatte, wachte nun auf. Wir begannen mit Kai (Z), Berto und Robert (M), David (D), Manuel und Jonathan (A). Und wir begannen gut. Nach einem 0:2 legten wir unsere gewohnte Anfangsnervosität schneller ab als sonst und punkteten. Die Annahme um Liebero Till war stabil, und Kai setzte Außen, Mitte und Diagonal in Szene. Auch im Block bildeten wir eine für den VC Nienburg oftmals nicht überwindbare Wand – vor allem dank starker Mitten. Druck im Aufschlag – vor allem durch Jonathan, der über Außen ein ganz starkes Spiel machte, und David stellten wir den Gegner von Beginn an vor Probleme und verschafften uns ein kleines Punktepolster. Am Ende sprang unser höchster Satzerfolg (25:14) heraus. Doch das sollte nicht so bleiben:
Die Gastgeber, die durch die wieder einmal fantastische Anfeuerung, Schlachtengesänge, Rufen und Klatschen von den Mitgereisten und Einwechselspielern sichtlich eingeschüchtert waren, nahmen nun den Kampf an. Zwei starke VCN-Aufschläger setzten unsere Annahme unter Druck und auch über Außen und Diagonal kam Nienburg jetzt besser durch. Die schwächelnde Annahme machte es Kai schwer, die Angreifer einzusetzen, und so blieben viele Angriffe im Block hängen oder kamen – als Notball rüber gespielt – als harter Bumerang zurück.
Jetzt war es das Spiel, das wir Selbstverliebten lieben: Aggressiv, bissig, umkämpft und laut. Die Anfeuerung von Außen war gigantisch und beeindruckte den VCN, die (leisen) Fans der Gastgeber, sodass unser „Nienburg, wir hören nichts“ zu einem Auswärtsschlager wurde – und auch das Schiedsgericht. Das ließ sich irritieren und schickte – wohl auf Ruhe hoffend – das Publikum auf die Tribüne nach oben. Wir konterten mit entsprechenden Gesängen die ein fragwürdige Aktion – und statt Ruhe, war die Halle jetzt am kochen. Aber wir bewahrten Ruhe und machten unsere Punkte. Auch ein Rückstand und Satzbälle gegen uns brachten uns nicht aus dem Konzept. Einen Satzball gegen uns wehrte Tim (als Diagonal gekommen) mit einem wuchtigen Kopf-aus-nicht-nachdenken-reinhauen!-Schlag ab. Und dann holten wir uns den Satz.
Egal, wer dabei von der Bank kam, er war sofort im Spiel. So bekam auch Haljan ein bisschen Landesligaluft zu schnuppern, stellte gut und sprang noch viel mutiger als Einerblock gegen Nienburgs 1er hoch, der doppelt so groß und sicherlich sieben mal so schwer war. Paul zeigte über Mitte viel Übersicht und spielte die Bälle sogar über den Dreierblock in die Lücken des Gegners.
Apropos Nienburg 1er. Während Nienburgs Steller vor allem innerlich kochte, weil wir die Punkte machten, wir zu laut waren oder seine Mannschaft ihn laufen ließ, hatte sich der VCN-Außen mit der Nummer 1 sich wohl vorgenommen, als Don Quijote den Kampf gegen unsere Anfeuerungswindmühlen aufzunehmen. So jubelte er nach Punkten laut und mit geballten Fäusten und versuchte mit „na, Pussy?“ zu provozieren. Aber nicht mit uns, und vor allem nicht mit Tim, der ihm, ganz selbstverliebt wie wir eben sind, einen Kuss zuwarf.
Die Partie blieb spannend. Satz vier hatten wir schon im Griff, gaben ihn dann aber noch unnötig aus der Hand, und der Tiebreak wurde wieder einmal zum Nervenspiel, nur dass wir dieses Mal die Nerven bewahrten. Mit einer deutlichen Führung wechselten wir die Seiten, gaben dann aber wieder Punkt für Punkt ab. Ein Zuspielfehlergeschenk des Gegners brachte uns Satzbälle. Und auch wenn uns einer trotz vorzeitigen Netzabbauens durch Nienburg noch verwehrt blieb, machten wir am Ende den entscheidenden Punkt.
Wir können's also und sind jetzt gewappnet für drei Doppelspieltag bis Weihnachten.
Bums, aus Nikolaus, würde Stromberg sagen.
(Manuel)